Der Samojede

Samojeden (Samoiedskaia Sabaka, Samojede; gelegentlich auch unkorrekt als Samojedenspitz bezeichnet) sind eine mittelgroße nordische Gebrauchshundrasse, die vor langer Zeit im Westen Sibiriens vom Volk der Samojeden gezüchtet wurden; nach diesem Volk wurde die Hunderasse auch später benannt, als Ernest Kilburn-Scott ab 1894 erste Exemplare nach England brachte und mit dem Züchten der ab 1913 offiziell anerkannten Rasse begann.
Unter allen heutigen Hunderassen ist der Samojede eine der ältesten und kommt dem eigentlichen Ursprungsbild am nächsten. Trotz seiner eleganten und liebenswürdigen Erscheinung ist er ein robuster Naturbursche und Arbeitshund geblieben, hat sich noch viel vom ursprünglichen Charakter, dem Temperament und dem Aussehen seiner Ahnen bewahrt.

Der Samojede, Kulturgut der Nomaden

Der Samojeden- Volksstamm (nach denen diese Rasse benannt wurde) lebten im hohen Norden, in einer der unwirtlichsten Gegenden dieser Erde, zwischen dem Uralgebirge und dem Jenissei- Fluss. Sie selbst nennen sich Nenzen und lassen sich in vier Gruppen unterscheiden: Tawgg- und Awam- Samojeden, Jenissei- und Ostjak- Samojeden, Juraken).
Die Samojedenhunde halfen ihren ursprünglichen Herren, den Rentiernomaden im Überlebenskampf:
Sie zogen die Lastkähne, die transportablen, aus Tierhäuten gefertigten Stangenzelte, die Ausrüstung, die Jagdbeute und die Menschen, suchten und fanden den Weg über die Schneesturm- Steppe und das tückische Moor. Sie dienten freudig als Jagdgehilfen, meldeten Herankommende, hüteten die Rentierherden im Sommer auf der baumlosen Tundra und im Winter in der bewaldeten Taiga. Auch das Hüten und Sauberhalten der Kinder war eine ihrer Aufgaben.
Die Hunde wurden hochgeschätzt und durften als Wärmequelle mit in den Zelten schlafen. Dies prägte die Hunde nachhaltig und spiegelt sich bis heute in allem was sie tun wieder, machte sie zu liebenswerten, menschenfreundlichen und anschmiegsamen Gefährten, mit einem einmaligen und selbständigen Charakter.


Rassestandard

Der Rassestandard beschreibt das allgemeine Erscheinungsbild eines Samojeden als ein Tier, das den Eindruck von Kraft, Ausdauer, Geschmeidigkeit, Würde und Selbstvertrauen gepaart mit Charme vermittelt. Als charakteristisches Merkmal wird das so genannte Lächeln des Samojeden genannt; dieser für Hunde ungewöhnliche Gesichtsausdruck wird erzeugt durch die Kombination der Augenform und -stellung mit den in sanfter Kurve nach oben gerichteten Lefzenwinkeln.
Der Rassestandard beschreibt den Charakter des Samojeden als freundlich, aufgeschlossen, munter und lebhaft mit sehr ausgeprägtem Jagdinstinkt und sehr gesellig; Samojeden sollen keinesfalls scheu oder aggressiv auftreten. Trotz ihrer früheren Nutzung gelten sie heute als ungeeignet in der Funktion als Wachhund.
Der Kopf soll kräftig und keilförmig, der Hals kräftig und mittellang sein. Der Körper ist etwas länger als hoch; tief und kompakt, dabei jedoch geschmeidig. Die Rute soll ziemlich hoch angesetzt sein und wird in der Bewegung oder in aufmerksamer Haltung vom Ansatz an über den Rücken oder zur Seite gebogen getragen, darf aber in Ruhestellung herabhängen.
Ein besonderes Merkmal des Samojeden ist das Haarkleid, das üppig, dick, elastisch und dicht sein soll; es diente ursprünglich als natürlicher Schutz im Polarklima. Das Fell ist rein weiß, weiß und beige oder cremefarben. Die ursprünglichen Samojeden-Hunde traten auch in anderen Fellfärbungen wie braun oder schwarz auf, dies entspricht jedoch nicht dem heutigen Zuchtstandard.
Einige ausschließende Fehler disqualifizieren Individuen vom Zuchtstandard; dazu gehören beispielsweise blaue oder verschiedenfarbene Augen, nicht aufrecht stehende Ohren, eine standardwidrige Fellfarbe oder eine scheue oder aggressive Veranlagung.

Die nordischen Hunderassen

Alle nordischen Rassen zeigen charakteristische Merkmale, die sie deutlich von anderen Hunderassen unterscheiden: Sie gleichen sich vom Aussehen her in Stehohr und über dem Rücken getragene Rute, durch prächtiges, für arktische Bedingungen geschaffenes Fell, durch Stärke, Robustheit und Ausdauer.
Alle nordischen Hunde sind Arbeitstiere, geprägt von der harten Arbeit, die sie in ihrer Heimat als Helfer bei der Jagd, als Hütehunde, als Zugtiere vor dem Schlitten leisten. Dies macht sie nicht nur körperlich zu ausgesprochen robusten, ausdauernden und wetterharten Tieren, sondern bestimmt auch ihren Charakter ganz entscheidend. Sie sind im allgemeinen von freundlichem Wesen, dem Menschen von Grund auf zugetan, doch voller Tatendrang und Arbeitseifer. Blinder Gehorsam, Drill und Eintönigkeit ist ihnen verhaßt. Ihr Bewegungsdrang ist kaum zu bremsen und die meisten nordischen Hunde sind leidenschaftliche Jäger. ln ihrem angestammten Arbeitsgebiet, also vor dem Schlitten oder bei der Jagd, sind nordische Hunde zu großen Leistungen bereit und sie zeigen hier, ausreichendes Training vorausgesetzt, oft ein hohes Maß an Disziplin und Zuverlässigkeit.
Ansonsten aber nehmen sie es mit dem Gehorsam nicht sehr genau. Es ist deshalb nur sehr eingeschränkt möglich, einen nordischen Hund auf dem Feld oder gar im Wald frei laufen zu lassen. Allerdings gibt es hier von Rasse zu Rasse deutliche Unterschiede, so daß allgemeine Aussagen nur schwer möglich sind.
Den klimatischen Verhältnissen in Mitteleuropa passen sich die nordischen Rassen problemlos an. Man darf dabei nicht vergessen, daß so gut wie alle Rassen seit vielen Jahren und Generationen in unseren Breiten gezüchtet werden. Doch sollte man im Hochsommer keine Leistungen von ihnen verlangen und im Zwinger immer für ein schattiges Plätzchen sorgen.
Richtig munter allerdings, werden alle Nordischen erst bei kühleren Temperaturen und in ihrem Element sind sie natürlich im Winter. Weit problematischer als unser Klima ist jedoch, daß die nordischen Hunde ganz andere Ansprüche an die Haltung stellen, als unsere einheimischen, mitteleuropäischen Hunderassen. Nordische Hunde sollten möglichst im Freien gehalten werden, und sie sollten vor allen Dingen Gelegenheit zur Arbeit erhalten. Nur so können auf Dauer ihre Eigenheiten bewahrt werden, aber auch nur so ist ihr Temperament in geregelte Bahnen zu lenken und zu ertragen.
Nordische Hunde sind selbständige Tiere und zeigen eine ungewöhnliche Unabhängigkeit vom Menschen. Sie respektieren und lieben ihren Herrn - aber nur, wenn er dessen würdig ist, wenn er unumstritten die Führung des Rudels innehat. Nordische Hunde kennen keine bedingungslose Unterordnung unter den Menschen. Da die meisten nordischen Hunde traditionell zu mehreren gehalten werden, fehlt ihnen auch die Mentalität der Hunde, die sich in ihren sozialen Bedürfnissen ganz am Menschen ausgerichtet haben. Der Sozialkontakt im Hunderudel ist für viele nordischen Hunderassen ebenso wichtig wie eine positive Bindung an den Menschen.
Ob ein nordischer Hund auch ein guter Hausgenosse wird, hängt weitgehend davon ab, ob sein Herr genügend Einfühlungsvermögen hat und die natürlichen Bedürfnisse seines Hundes erkennt und akzeptiert und ob er genügend Konsequenz besitzt, sich gegen den oft erstaunlich festen Willen seines Vierbeiners durchzusetzen, ohne ihn dabei zu brechen. Dies ist sicher keine leichte Aufgabe, aber jeder, der einen nordischen Hund besitzen möchte, sollte sich über diese Aufgabe im klaren sein und auch den Willen haben, sie zu erfüllen.